Christa Pöppelmann > November 1918 > Sonntag, der 14. Dezember 1919
Sonntag, der 14. Dezember 1919
Der am 19. Oktober gegründete Friedensbund der Kriegsteilnehmer hat zu einer Versammlung ins Lehrervereinshaus in Berlin geladen. Zunächst führt Gründungsmitglied Karl Vetter aus, warum ein Weiterkämpfen im Herbst 1918 unmöglich gewesen sei. Dann geht ein Hauptmann a. D. Meyer mit den militärischen Führern ins Gericht und erklärt, dass am Anfang des Krieges „die Lüge vom aufgezwungenen Krieg und an dessen Ende die Lüge von der erdolchten Front steht. Die Herren der Obersten Heeresleitung, wie zum Beispiel Hindenburg, Ludendorff, Oberst Bauer haben sich zu Hauptträgern und tatkräftigen verbreitern dieses schädlichen Irrtums gemacht. Und deshalb scheue ich mich als ehemaliger aktiver Offizier, der in Ehren gedient hat und in Ehren ausgeschieden ist, nicht, öffentlich der Obersten Heeresleitung entgegenzutreten und den Finger auf die Wunde zu legen.“ Er wird von ungefähr 80 Baltikumsoldaten unter Führung mehrerer Offiziere, die sich im überfüllten Saal befinden, niedergeschrien. Die Tumulte dauern auch während der folgenden Rede an, so dass die Versammlungsleitung nach etwa eineinhalb Stunden eine Einheit vom gegenüberliegenden Polizeipräsidium anfordert, denen es schließlich gelingt, alle Bewaffneten aus dem Saal zu drängen. „Die Baltikumkrieger räumten schließlich das Lehrervereinshaus unter stürmischen Hochrufen auf Ludendorff und unter Absingen des Liedes ‚Deutschland, Deutschland über alles‘.“