Montag, der 15. Dezember 1919

Auf einer Konferenz in London bekräftigen Frankreich, England und Italien, dass sie von Deutschland die unbedingte Durchführung des Friedensvertrages ohne Änderung verlangen und – im Falle einer deutschen Weigerung – mit Gewalt erzwingen werden.

Die deutsche Regierung, die sich bisher auf den Standpunkt gestellt hat, dass sie nicht für die Versenkung der bereits ausgelieferten Flotte in Scapa Flow verantwortlich seien und folglich auch nicht zu Schadensersatz verpflichtet werden könne, bietet nun in einer Antwort auf die Noten der Alliierten an, eine Kommission zu entsenden, um über Schadensersatz zu verhandeln.

Victor Aubertin, der langjährige Frankreich-Korrespondent des Berliner Tageblatts, sieht bei den Alliierten jedoch wenig Einigkeit. Ihr einziges Band sei der gemeinsame Feind Deutschland. Alle Warnungen Frankreichs vor der bleibenden Gefährlichkeit Deutschlands, alle Hetze der französischen Presse, entspränge nicht der Angst, sondern vor allem dem Bemühungen, weiterhin eine gleichberechtigte Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten und England zu erzwingen und diesen gegenüber franzöische Interessen durchsetzen zu können. Deutschland täte also gut daran, sich nicht provozieren zu lassen.

 

In München wird Alois Lindner, der nach Kurt Eisners Ermordung versuchte dessen Rivalen Erhard Auer zu töten und dabei den Major Paul Ritter von Jahreiß, der sich ihm entgegenstellte, erschoss, vom Vorwurf des Mordes freigesprochen, da er unüberlegt und in heftiger Erregung gehandelt habe. Er wird aber wegen versuchtem und erschwertem Totschlags zu 14 Jahren Zuchthaus verurteilt.

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