Christa Pöppelmann > November 1918 > Donnerstag, der 9. Januar 1918
Donnerstag, der 9. Januar 1918
Die Revolutionären Obleute, sowie der Vorstand von USPD und KPD antworten mit einem gemeinsamen Aufruf auf das Abrechnungs-Flugblatt. Darin heißt, die Judasse in der Regierung würden gemeinsame Sache mit den „Massenschlächtern aller Zeiten und Länder“ machen und gehörten ins Zuchthaus und aufs Schafott. „Gebraucht eure Waffen gegen eure Todfeinde.“ Es gehe um Sein oder Nichtsein des Proletariats. „Noch nie war ein Kampf schöner, noch nie einer gerechnter, noch nie einer von höherem Werte in der Geschichte.“
Ebert befiehlt nun, den in Berlin stationierten Truppen gegen die Besetzer vorzugehen. Die Berliner Arbeiter jedoch wollen sich größtenteils nicht auf eine Seite schlagen. Zehntausende kommen zu einer Demonstration im Humboldthain zusammen und fordern ein Ende des „Bruderkriegs“. Die Resolutionen der verschiedenen Betriebsgruppen unterscheiden sich, aber der Tenor ist, dass die „kompromittierten Führer“ aller drei sozialistischen Richtungen abtreten sollen und eine neue Führung geschaffen werden soll, die wieder paritätisch von SPD und USPD besetzt wird.
Solidaritätsaktionen mit den Aufständischen gibt es u. a. in Dresden, Hamburg, Leipzig, Münster, Stuttgart und Wolfenbüttel. In Dresden kommen 15 Menschen um. Währenddessen beschließt in Essen der alte Arbeiter- und Soldatenrat, in dem sowohl SPD, USPD und KPD, vertreten sind, – da von Berlin keine Initiativen kommen – auf eigene Faust mit der Sozialisierung des Bergbaus zu beginnen.