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Die Familie Pöppelmann
Der Name „Pöppelmann“ leitet sich nach Ansicht des Sprach- und Heimatforschers Clemens Pagenstert von der Pappel ab, die im Niederdeutschen früher Poppel hieß. Nach dieser Hypothese wurde zuerst der Hof der Familie wegen einer auffälligen Pappelpflanzung Poppelshof genannt – ein Name, der dann auf seinen Besitzer überging. Herr K. Löwer aus Münster dagegen vertritt die Ansicht, dass das „mann“ von „mansus“ (lat. Besitz) herrührt und „Pöppel“ von dem ursprünglich fränkischen Eigennamen Poppo. Dies würde bedeuten, dass ein Poppo der erste Besitze dieser Hofstelle war. Beiden Varianten gemein ist, dass es sich um einen Hofnamen handelt, die ursprünglichen Namensträger also auf einem Hof auf dem Land, nicht in einer Stadt zu suchen sind. Das bedeutet z.B. auch, dass die Herforder Pöppelmann-Familie ihre Wurzeln nicht in Herford haben kann, sondern ursprünglich bäuerliche Wurzeln haben muss.
Die Schenkung des Bischofs
Wie lange der Hof in Grandorf schon im Besitz der Familie ist, ist unbekannt. Familiennamen wurden in Deutschland im 13. Jh. üblich und genau um diese Zeit taucht der erste Pöppelmann in einer Urkunde auf. In diesem Dokument aus dem Jahr 1248 bestätigt Bischof Engelbert von Osnabrück, dass er im Jahr 1231 drei Bauernhöfe und eine „Kate“ an das neugegründete Zisterzienserinnenstift in Bersenbrück unter der Äbtissin Clementia verschenkte. Die Abgaben dieser Höfe sollten zum Unterhalt des Klosters beitragen. Allerdings war die Schenkung nicht ganz umsonst. Die frommen Frauen mussten dem früheren Lehensherrn, Ritter Absalon von Grandorf und seiner Tochter Mechthild, noch 90 „marca denar“Ablöse zahlen. Die drei Höfe lagen in Fladderlohhausen, die „Kate“ – der spätere „Pöppelshof“ – in Grandorf.
Diese Schenkung soll eine Vorgeschichte gehabt haben. 1225 – Engelbert war gerade zum Bischof von Osnabrück geweiht worden – wurde er auf dem Weg von Bremen zurück in sein Bistum auf der Grandorfer Heide von Wegelagerern überfallen. Drei Bauern jedoch und ihre Knechte kamen ihm zur Hilfe. Zum Dank soll er die Bauern – Pöppelmann, Große Klönne und Eschhoffmann – aus der Leibeigenschaft der Grafen von Vechta ausgelöst und zu Osnabrücker Erben gemacht haben. Das bedeutete nicht, dass sie frei wurden. Ein „Erbe“ hatte aber einen vererbbaren Anspruch auf einen Teil der „Mark“, dem gemeinsamen Grund und Boden einer Bauernschaft innerhalb ihrer Gemarkung. Allerdings wurden die drei Retter des Bischofs nur Halberben, d. h. ihr Anteil an der Mark war kleiner als der der Vollerben, die bereits bei der Aufteilung der Mark erbberechtigt gewesen waren.
Hierzu, so ist den Aufzeichnungen meines Urgroßonkels Heinrich zu entnehmen, soll eine Urkunde im bischöflichen Archiv von Osnabrück existieren. Gesehen hat er sie wohl nicht und leider verrät er auch nicht, woher er davon weiß. Auch das Geheimnis, was ihn zu der Annahme bringt, dass jener Pöppelmann Heinrich geheißen habe, hat er leider mit ins Grab genommen.
Die Spur der Urkunden
Die Pöppelmanns in Grandorf waren ab 1231 also Eigenhörige der Nonnen in Bersenbrück. Das bedeutete: Der Grund und Boden, auf denen sie lebten, gehörte dem Kloster. Die Nonnen hatten ein Anrecht darauf, dass die Familie den Hof bewirtschaftete und die festgelegten Abgaben und Dienste leistete. Auch die Kinder waren dienstverpflichtet und die Grundherren konnten bestimmen, welchen Beruf sie ergreifen sollten. Wollten sie den Hof verlassen, z.B. um einen Eigenhörigen eines anderen Herrn zu heiraten oder in eine Stadt zu ziehen, mussten sie sich freikaufen. Starb ein Hofbesitzer, mussten seine Erben eine Abgabe zahlen, um seinen Besitz behalten zu dürfen. Das Kloster hätte auch das Recht gehabt, den Hof samt Familie an andere Herren zu verkaufen. Viele Höfe wurden häufig verkauft. Die Nonnen jedoch waren beständig und behielten den Pöppelmannshof bis zur Auflösung ihres Klosters durch die Säkularisation 1803.
Trotz dieser Abhängigkeiten waren die Bauern keine Sklaven. Die Grundherren konnten ihnen den Hof nicht einfach wegnehmen und einem anderen geben. Sie durften auch nicht mehr als die vertraglich geregelten Abgaben und Dienste verlangen oder sich in Dinge einmischen, die nicht durch die Grundherrschaft abgedeckt waren.Solange jemand die Abgaben entrichten konnte, durfte er nach eigenem Gutdünken wirtschaften, jedoch keinen Teil des Hofes veräußern, nichts verpfänden und keine wesentlichen Veränderungen vornehmen.
Dieser Zustand dauerte bis ins 19. Jh. 1811 versuchte Napoleon die alten Lehensverhältnisse in den eroberten Teilen Deutschlands aufzuheben, aber nach seinem Sturz wurde sein Dekret prompt wieder einkassiert. Nach und nach wurden die alten Verpflichtungen jedoch ablösbar. Den Hof in Grandorf kaufte Johann Heinrich Pöppelmann 1843 frei.
Die langwährende Abhängigkeit jedoch ist recht gut dokumentiert. Aus den Aufzeichnungen des Klosters lässt sich ersehen, wieviel Vieh die abhängigen Bauern hatten, welche Abgaben sie leisteten, wann sie Gebühren für eine Hochzeit („Infart“) oder einen Sterbefall leisteten und wann sich Kinder freikauften.
Eine erste Erwähnung findet sich in einem Viehschatzregister von 1458. 1494 dokumentiert dann eine Urkunde, dass „hinrike poppelman“, seine Frau Tobe und ihre Kinder Albert, Lubbe, Hinrik und Tobe einen Acker an einen Nachbarn verpachten durften. 1503 taucht „hinrike“ wieder auf: Diesmal als einer von 13 Kirchenräten des Kirchenspiels Damme, die ein Grundstück („Flockmanns Erbe“) an den Pfarrer verkaufen. Auf diese Weise lässt sich die Familiengeschichte zusammenpuzzeln, bis im 18. Jh. dann bessere Dokumente auftauchen. Die zurück verfolgbare Geschichte vieler anderer Familien dagegen endet oft in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges.
Zum Weiterlesen:
- Einen Einblick in das Originalmaterial meines Urgroßonkels, Prof. Heinrich Pöppelmann, gebe ich hier. Allerdings ist manches daran wirr, weitschweifig, unklar und teilweise sind wohl auch Fehler enthalten.
- Hintergrundwissen zur Situation der hörigen Bauern im Oldenburger Münsterland bietet das Buch von Clemens Pagenstert: „Die Bauern im Amt Vechta.“ Ein Teil davon ist online veröffentlicht.
- Diese Aufstellung, vornehmlich zu Höfen im Kreis Badbergen, enthält ebenfalls viele Hintergrundinformationen zur Situation der Bauern im deutschen Nordwesten eingestreut.
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Matthäus Daniel Pöppelmann
Der berühmteste Träger des Namens Pöppelmann ist zweifellos Matthäus Daniel aus Herford, der Baumeister des Dresdner Zwingers. Ob er allerdings wirklich mit den Grandorfer Pöppelmanns verwandt ist, lässt sich nicht belegen. Ein Indiz dafür könnte sein, dass die Herforder Familie auch eine Pappel im Wappen führte. Der älteste bekannte Vertreter dieser Sippe ist Daniel Pöppelmann, der 1526 bis 1618 lebte und als reicher Kaufmann und Ratsherr zur Patrizierschicht gehörte. Das lässt darauf schließen, dass die Familie schon seit einiger Zeit in der Stadt lebte.
Auf Matthäus Daniel Pöppelmann gehe ich nur im Rahmen des Stammbaums ein. Zur weiterführenden Lektüre über ihn empfehle ich:- Die Wikipedia
- oder Bücher, z.B.: Hermann Heckmann: Matthäus Daniel Pöppelmann und die Barockkunst in Dresden
Die Auswanderer
Wie es den jüngeren Söhnen erging, die sich im Mittelalter freikauften und den Hof verließen, wissen wir leider nicht. Ab dem 18. Jh. lässt sich das dann besser nachverfolgen. Mein eigener Ururururgroßvater z.B. wurde 1764 als jüngerer Sohn geboren und verließ den Hof. Sein Sohn Johann Arnold wurde ein erfolgreicher Kaufmann und eine Generation später fanden sich bereits mehrere Akademiker in der Familie.
Neben solchen Abwanderern vom Hof gab es aber auch noch echte Auswanderer:
- Im 17. Jh. etwa wanderten Johann und Sebastian Pöppelmann nach Schweden aus. Johann ließ sich in Göteburg nieder und Sebastian in Gävle. Ihre Nachkommen nennen sich Poppelman. Der bedeutenste war Johanns Sohn Johannes, der Rektor der Universität Lund und Bischof von Göteburg wurde.
- Ebenfalls im 17. Jh. findet sich ein Cordt Pöppelmann aus Herford, der nach Estland auswanderte, Bürgermeister von Narwa und sogar geadelt wurde.
- Im 18. Jh. wanderten erst Henry Pöppelmann und später die Brüder Clemens und Arnold in die USA aus. Henry ließ sich in Ohio nieder, wo sich seine Nachkommen Poeppelman nannten. Arnold und Clemens dagegen zog es nach Wisconsin. Ihre Nachkommen entschieden sich für die Variante Poppelman. Die dortige Familiengeschichte hat vor allem Ray Poppelman erforscht.