Christa Pöppelmann > November 1918 > Freitag, der 28. Februar 1919
Freitag, der 28. Februar 1919
In München wird weiter darum gerungen, wie es politisch weitergehen soll. Erich Mühsam tritt für die Ausrufung einer Räterepublik ein, was die Bauernräte entschieden ablehnen. Eisners Schwiegersohn Hans Unterleitner wirbt für einen Kompromiss: Die Einberufung des gewählten Landtags wird auf unbestimmte Zeit verschoben. Stattdessen wählen die Räte einen provisorischen Nationalrat und einen Aktionsausschuss, in dem sowohl SPD, wie USPD, Revolutionärer Arbeiterrat und Bayerischer Bauernbund vertreten sind. Außerdem wird ein Recht der Räte, Gesetzesinitiativen zu ergreifen, sowie ein Vetorecht gegen Parlamentsbeschlüsse in der Verfassung festgeschrieben. Streitigkeiten sollen durch Volksentscheide gelöst werden. Noch vor der Abstimmung werden fünf Delegierte, darunter Max Levien, Erich Mühsam und Gustav Landauer aus dem Sitzungssaal von der Republikanischen Schutztruppe verhaftet, aber schon Minuten später auf Betreiben von Ernst Niekisch, dem Vorsitzenden des Rätekongresses, wieder freigelassen. Die anschließende Abstimmung geht dann klar mit 234 zu 70 Stimmen gegen eine Räterepublik und für die Annahme des Kompromissvorschlags aus. Währendessen formieren sich draußen, Demonstrationszüge, die die Befreiung der bereits wieder freigelassenen Abgeordneten fordern.
In Berlin tagen die Arbeiterräte. Mit großer Mehrheit wird eine Resolution angenommen, die gegen die Politik der Weimarer Koalition protestiert und die Umsetzung von Forderungen der Revolution fordert: Sozialisierungen, die Durchsetzung der auf dem Reichsrätekongress im Dezember beschlossenen „Hamburger Punkte beim Militär und eine Fortführung des Rätesystems.
In Düsseldorf dagegen wird die Räteherrschaft durch den Einmarsch von Regierungstruppen beendet – ohne Blutvergießen.