Sonntag, der 21. Dezember 1919

Die Kaufhäuser sind nachmittags von 13 bis 18 Uhr geöffnet und die Händler erwarten einen „goldenen Sonntag“. Denn trotz aller materiellen Not befinden sich die Deutschen im Weihnachtskaufrausch. Wer Geld hat, gibt es aus. Vor allem Textilien sind gefragt. Die großen Kaufhäuser inserien seitenweise und werben mit „Umtausch nach dem Fest.“ In Berlin sind die Maßschneidereien mit Aufträgen ausgebucht und fertigen Anzüge für 1600, 1800 und sogar 2000 Mark. Auch Wintersportgerät und -bekleidung erfreut sich großer Beliebtheit, obwohl es kaum Reisemöglichkeiten in die Berge gibt. Sogar Pelze, Antiquitäten und Gemälde werden in großer Menge gekauft. Teilweise geht es dabei wohl auch um Geldanlagen, um das Barvermögen dem beschlossenen Reichsnotopfer zu entziehen. Das Angebot ist jedoch auch von Mangel geprägt. Kinderspielzeug aus Metall etwa gibt es so gut wie nicht, allerdings auch kein Kriegsspielzeug mehr.

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