Montag, der 3. Februar 1919

Die Regierung zieht nach Weimar um. Am Nachmittag treffen die Regierungsmitglieder mit einem Sonderzug in der verschneiten Goethe-Stadt ein und werden in Schlitten zum Schloss gebracht. Währenddessen wird noch Tag und Nacht am Umbau des Weimarer Nationaltheaters für die Zusammenkunft der Nationalversammlung geareitet. Zahlreiche Möbelwagen bringen Tische, Bänke, Teppiche und Büroeinrichtungen. Die Hotels der Stadt sind auf die zahlreichen Delegationen verteilt. Als Notquartier hat die Mitropa am Bahnhof einen Zug mit Schlaf- und Speisewägen bereit gestellt.

 

In Berlin beginnen die Prozesse gegen die Besetzer der Zeitungsredaktionen, Druckereien und Bahnhöfe während des Januarstreiks. Die Anwälte der Angeklagten berufen sich darauf, dass die Regierung den Gefangenen versprochen hatte, ihnen den Status von Kriegsgefangenen zugewähren, wenn sie sich ergeben. Kriegsgefangene aber könnten nicht dafür angeklagt werden, dass sie gekämpft hätten. Doch die Richter lassen sich nicht darauf ein. Sie folgen der Argumentation der Staatsanwaltschaft, das Versprechen habe lediglich die Zusicherung bedeutet, nicht als Aufrührer erschossen zu werden. Die meisten Besatzer werden zu Haftstrafen von drei Monaten bis zu einem Jahr verurteilt.

 

Außerdem tritt die am 4. Dezember 1918 gebildete Kommission zur Erarbeitung eines Sozialisierungskonzeptes zurück. In einem Brief an die noch amtierende Regierung der Volksbeauftragen erklären die Mitglieder, dass sie Zweifel an den ernsthaften Absichten der Regierung in Sachen Sozialisierung hätten.

 

In Bern beginnt die Konferenz der Sozialistischen Internationale, die eine Woche dauern wird. Unter anderem nimmt Kurt Eisner Teil und wirbt leidenschaftlich für seinen politischen Kurs und das Eingestehen der deutschen Kriegsschuld.

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.