Samstag, der 26. April 1919

Bei der täglichen Sitzung im Münchner Hofbräuhaus kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen. Ernst Toller erklärt, die amtierende Räteregierung sei ein Unheil für das werktätige Volk, weil sie nur zerstöre, ohne das Geringste aufzubauen. Außerdem würde bei jeder Aktion nur gefragt, ob sie gemäß der bolschewistischen Lehre seien, nicht, ob sie für die gegenwärtige Lage taugen und ob sie den Anschauungen der arbeitenden Masse in Bayern entsprächen. Deshalb könne er eine Mitarbeit nicht mehr verantworten. Gustav Klingelhöfer schließt sich an. Auch der Volksbeauftragte für Finanzen Emil Maenner erklärt, keine Lust mehr zu haben, in einem Marionettentheater zu sitzen und für Handlungen bereit zu stehen, die einem Diebstahl gleichkommen. Andere Anwesende kritisieren die katastrophale Versorgungslage.

Das Hotel „Vier Jahreszeiten“ wird von der Militärpolizei der Räterepublik gestürmt, da offenbar geworden ist, dass Mitglieder der rechtsradikalen Thule-Gesellschaft, die dort ihren Sitz hat, die Arme der Räterepublik unterwandert haben. Außerdem haben sie rund 500 Personen mit gefälschten Freifahrtscheinen aus München herausgeschmuggelt, die sich dann den zum Sturm auf München bereiten Freikorps angeschlossen haben. Unter ihnen waren die späteren NS-Größen Rudolf Heß und Ernst Röhm. Mehrere Personen werden festgenommen und ins Luitpold-Gymnasium gebracht.

 

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