Christa Pöppelmann > November 1918 > Freitag, der 17. Oktober 1919
Freitag, der 17. Oktober 1919
Als Kommandant von Berlin verbietet Gustav Noske auf Grund des in Kraft befindlichen Belagerungsgesetzes, alle Maßnahmen die auf die Stilllegung lebenswichtiger Betriebe hinzielen. Das Belagerungsgesetz und die Pressezensur gegen die USPD-Zeitung Freiheit, die sich nach dem Attentat auf Haase in wilden Spekulationen ob der Hintermänner erging, sind jedoch ein zentrales Ärgernis für die Streikbefürworter.
In der Nationalversammlung kommt es zu einem heftigen polemischen Schlagabtausch zwischen Noske einerseits und den USPD-Abgeordneten Luise Zietz und Friedrich Geyer andererseits. Noske versteigt sich zu der Behauptung, „das Maß an Nichtswürdigkeit und Schamlosigkeit und Terrorismus“, das die USPD seit dem Dezember ausgeübt habe, übertreffe „tausendfach alles an Niedertracht, was je unter dem alten Regime von mir und meinen Freunden in diesem Hause bekämpft worden ist.“ Geyer wirft ihm vor, er habe die Entente gebeten, die Reichswehr langsamer abzubauen, um die Streikbrecher im Inneren besser bekämpfen zu können und Luise Zietz behauptet, er habe sich vor Offizieren von Sozialismus losgesagt.
Tatsächlich aber wird der Streik in Berlin abgebrochen.
In Paris wird der Kommission für Wiedergutmachung eine Petition aus England überreicht. Zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten wie Robert Cecil, Vorkämpfer für die Völkerbundsidee, die Erzbischöfe von Canterbury und York oder die caritativ tätige Herzogin von Bedford, fordern im Interesse der Gesundheit der deutschen Kinder auf die Konfiskation von 140.000 Milchkühen zu verzichten,