Donnerstag, der 25. März 1920

Das Studentenkorps Marburg, das an der Besetzung von Thüringen teilnimmt, verhaftet in der Ortschaft Thal 15 Männer als rote Aufrührer. Im frühen Morgen brechen sie mit ihnen nach Gotha auf. Drei Gefangene werden bei Sattelstädt, die weiteren bei Mechterstädt erschossen. Obwohl 13 der 15 unbewaffneten Toten aus nächster Nähe von vorne in den Kopf geschossen wurden, werden die Korpsmitglieder später bei einem Prozess freigesprochen, da das Gericht ihnen abnimmt, dass sie nur Fluchtversuche der Gefangenen vereiteln wollten. Der Marburger Studentenprozess schlägt landesweit Wellen und gilt als einer der größten Justizskandale der Weimarer Republik.

 

In Berlin wird weiter über eine Kabinettsumbilung beraten. Während in der Öffentlichkeit Forderungen nach einer vollkommenen Neubildung der Regierung kursieren, möchte diese am liebsten nur die freigewordenen Ministerposten neu besetzen. Neben Otto Geßler als neuem Reichswehrminister sollen der Direktor der Hapag (und spätere Kanzler) Wilhelm Cuno als Reichsfinanzminister, der badische Finanzminister (und ebenfalls spätere Kanzler) Joseph Wirth als Reichsschatzminister und der Gewerkschaftsbeamte Hermann Lüdemann als neuer Wiederaufbauminister in das Kabinett eintreten. Doch die Gewerkschaften stellen sich quer und drohen mit neuen Streiks. Vor allem wollen sie Cuno nicht akzeptieren, da dieser noch bis vor kurzem Mitglied der nationalliberalen Deutschen Volkspartei war, fordern aber auch den Rücktritt von Vizekanzler Schiffer, da dieser mit den Putschisten verhandelte. Schiffers Partei, die DDP droht, bei Entlassung Schiffers die ganze Koalition platzen zu lassen.

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