Donnerstag, der 13. März 1919

Die „Märzkämpfe“ sind vorbei. Gustav Noske erhält donnernden Applaus, als er dies vor der Nationalversammlung in Weimar bekannt gibt. Auch als er noch einmal seinen Schießbefehl rechtfertigt. Dabei haben sich die Lichtenberger Morde der Spartakisten inzwischen als Fehlmeldung herausgestellt. Der Berliner Arbeiter- und Soldatenrat hatte direkt nach Bekanntwerden, eine Delegation nach Lichtenberg geschickt, die die tatsächlichen Ereignisse ermittelte. Die renommierte Vossische Zeitung drückt, ihr lebhaftes Bedauern darüber aus, dass die Berliner Presse das Opfer einer unsachgemäßen Berichterstattung geworden sei. Noske jedoch erklärt, auch das was tatsächlich geschehen sei, sei noch grauenhaft genug. Es sei das Gebot der Stunde gewesen, so rasch wie möglich, Ruhe und Sicherheit wieder herzustellen. Er rühmt den heldenhaften Einsatz der Freikorps-Soldaten gegen die „viehische Brutalität“ der Aufständischen.

Die Abgeordneten der USPD versuchen ihrer Wut Luft zu machen, werden aber von den anderen niedergebrüllt, erwa mit „Geht doch nach Russland“-Rufen. Luise Zietz, die Noske als „Amokläufer“ brandmarkt, wird zur „Hyäne“ erklärt. Die USPD-Zeitung Freiheit wirft Noske hinterher vor, er habe ohne Beweise Pogromstimmung geschürt. „Noch nie hat eine Regierung so offen und brutal erklärt, dass sie auf das Gesetz pfeift. Der preußische Justizminister Wolfgang Heine beschuldigt sie daraufhin, gemeinsam mit der Roten Fahne zum Sturz der Regierung aufgerufen und die Gewalt initiiert zu haben. Das Verhältnis der USPD zu den Spartakisten sei das eines Zuhälters zur Prostituierten.

 

Harry Graf Kessler schreibt in sein Tagebuch: „Alle geistig und ethisch anständigen Menschen müssen einer so leichtsinnig und frech mit dem Leben ihrer Mitbürger spielenden Regierung den Rücken kehren. Die letzten acht Tage haben durch ihre Schuld, durch ihr leichtfertiges Lügen und Blutvergießen, einen in Jahrzehnten nicht zu heilenden Riss in das deutsche Volk gebracht. Die Stimmung gegen sie heute Abend wechselte zwischen Abscheu und Verachtung.“

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