Autor: cpoeppelmann 2. Januar 2019 0 Kommentare

Wo ist Karl Radek? Der Leninvertraute ist Ende Dezember illegal nach Deutschland eingereist und hat dann auf dem Gründungskongress der KPD gesprochen. Danach ist er untergetaucht und es wird darüber spekuliert, ob er sich noch in Berlin aufhält. Gerüchteweise ist auch der ehemalige Botschafter Adolf Joffe mit ihm nach Deutschland gekommen, doch das stellt sich als falsch heraus. Joffe hatte zwar versucht, zum Gründungskongress zu reisen, den Plan aber aufgegeben, als man ihn nicht über die Grenze ließ.

 

Untergetaucht sind auch Liebknecht und Luxemburg, wenigstens teilweise. Rosa Luxemburg vertraut ihrer Freundin Clara Zetkin an, dass ihr und Karl Liebknecht von Mordbuben aufgelauert werde, weswegen sie sicherheitshalber nicht mehr zu Hause schlafen würden.

 

Ein weiterer Linker, der ins Visier der öffentlich Kritik gerät, ist Polizeichef Emil Eichhorn. Die sozialistischen Politisch-Parlamentarischen Nachrichten werfen ihm vor, in der Nacht vom 9. zum 10. Dezember, den gesamten telephonischen und telegraphischen Verkehr in Berlin gesperrt zu haben, um den Einzug der Truppen unmöglich zu machen. Zudem soll er gemeinsam mit Dorrenbach einen Plan ausgeheckt haben, diesen Einzug mit Waffengewalt zu verhindern. Am Morgen hätten dann in Alarm versetzte Sicherheitsmannschaften für die nötigen Absperrmaßnahmen gefehlt. Außerdem horte er Tausende von Gewehren, Maschinengewehren und Revolvern. „Es ist wirklich höchste Zeit, dass mit diesem System Eichhorns Schluss gemacht wird, das den Bürgerkrieg geradezu organisiert.“ Eichhorn weist alle Vorwürfe am nächsten Tag in einer Erklärung des Wolffschen Telegraphenbureaus zurück und die Leitung des Sicherheitsdienstes bestätigt seine Darstellung. Der Vorwärts jedoch legt mit dem Vorwurf nach, dass Eichhorn am 24. Dezember telefonisch „die Arbeiter spartacistisch organisierter Betriebe wie Schwartzkopff usw. telephonisch auffordern ließ, sofort die Arbeit einzustellen und sich beim Polizeipräsidium Waffen zu holen.“ Dann habe er emsig Waffen an Zivilisten ausgeteilt, „die sich durch Mitgliedsausweis des Spartacus-Bundes als ‚zuverlässig‘ legitimierten.“