Donnerstag, der 3. Juli 1919

Die Weimarer Nationalversammlung beschließt mit einer deutlichen Mehrheit von 211 zu 90 Stimmen, dass Schwarz-Rot-Gold die neuen Nationalfarben werden. Obwohl sie in den Befreiungskriegen gegen Napoleon und im sogenannten Vormärz von Burschenschaftlern in Mode gebracht worden waren und später teilweise von rechten Anhängern eines Großdeutschlands (unter Einbeziehung Österreichs) in Abgrenzung zum existierenden Kaiserreich benutzt worden waren, steht jetzt vor allem das Regierungslager hinter der Wahl, während die Rechten vorwiegend das kaiserliche Schwarz-Weiß-Rot behalten möchten.

 

In Nordlettland wird der irrlichternde von der Goltz von einer aus Esten und Letten bestehenden Armee in die Defensive gedrängt und muss dem von den Alliierten vermittelten Waffenstillstand von Strasdenhof zustimmen. Ein Teil seiner Truppen wird daraufhin aufgelöst oder der lettischen Armee eingegliedert, andere schließen sich jedoch der Westrussischen Befreiungsarmee des Abenteurers Pawel Bermondt-Awalow an. Diese ursprünglich aus zaristischen Soldaten in deutscher Kriegsgefangenenschaft gebildete Truppe, umfasst auf dem Höhepunkt ihrer Macht etwa 50.000 Mann, von denen 80 Prozent deutsche Freikorpsleute sind. Bis zum Herbst wird sie allerdings von der regulären lettischen Armee aufgerieben. Bis dahin sind einige Tausend Zivilisten willkürlichen Erschießungen und ebenso willkürlichen Standgerichten der Freischärler zum Opfer gefallen. Ähnlich hoch wird die Zahl der Menschen eingeschätzt, die Opfer des „roten“ Terrors wurden.

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