Freitag, der 16. Januar 1920

In München wird der Mörder Kurt Eisners, Anton Graf Arco, von einem Volksgericht zum Tod verurteilt. Allerdings billigt ihm das Gericht idealistische, nicht niedere Motive zu und erkennt ihm die bürgerlichen Ehrenrechte nicht ab. Nach dem Urteil bittet Arco seine Freunde, keine Versuche zu machen, ihn zu befreien. Sie sollten stattdessen lieber am Wiederaufbau des Vaterlandes mithelfen. Damit reißt er das Publikum im Zuhörerraum zu Beifallsstürmen hin. Der München-Korrespondent des Berliner Tageblattes, Leonhard Adelt, dagegen liest aus Arcos Verhalten vor Gericht Unreife heraus. „Dieser junge Mensch versteht noch heute nicht, dass seine Mordtat lediglich den Tod von tausend anderen Menschen nach sich zog, und dass politische Probleme nicht wie der Nahkampf im Felde durch eine rasche Tat der Gewalt zu entscheiden sind. Er lächelt ironisch dazu, denn er weiss es besser …“ Adelt vermutet, dass Arco seine „körperliche Unzulänglichkeit“ durch „forcierte Männlichkeit“ zu kompensieren versucht habe.

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