Donnerstag, der 15. Januar 1920

Die Linke hat in Berlin mittels Handzetteln und Plakaten zu einem 24stündigen Proteststreik gegen das Blutbad vom 13. Januar und den Ausnahmezustand aufgerufen. Doch nur wenige Betriebe machen mit. Es kommen aber rund 10.000 Menschen zu einer Trauerfeier für die Opfer auf dem Hermannplatz in Neukölln, obwohl die Regierung ein öffentliches Gedenken verboten hat.

 

In der Schweiz veröffentlichen Finanzexperten aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Dänemark, Holland, Norwegen, Schweden und der Schweiz eine Denkschrift für die Politiker ihrer Länder. Sie warnen vor einem allgemeinen Zusammenbruch aufgrund der katastrophalen Entwertung des Geldes und des rapiden Wachstums der Staatsschulden. Die Summe des Papiergeldes müsse unbedingt wieder ein ein richtiges Verhältnis zu den möglichen Garantien gebracht werden, sonst lasse sich der Zusammenbruch des internationalen Geldmarktes nicht mehr lange aufhalten.

Der deutsche Finanzminister Erzberger unterstützt die Forderung der Experten nach einer gemeinsamen Konferenz, an der auch Vertreter Deutschlands und Österreichs teilnehmen sollen. Deutschland wolle alles tun, sowohl seine Verpflichtungen aus dem Versailler Vertrag zu erfüllen, wie auch zur Bekämpfung der Inflation beitragen. Doch die Kriegsgegner müssten einsehen, dass es, um zahlungsfähig zu werden, erst einmal wirtschaftlich wieder auf die Füße kommen müsse. „Die Lage der durch den Krieg schwer geschädigten siegreichen Staaten kann nicht durch eine Vernichtung Deutschlands gebessert werden.“

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