Christa Pöppelmann > November 1918 > Freitag, der 3. Januar 1919
Freitag, der 3. Januar 1919
Die preußischen Minister aus den Reihen der USPD erklären ihren Rücktritt aus der Regierung. Als letzten Anstoß für ihre Entscheidung nennen sie die Berufung des neuen Kriegsministers Walther Reinhardt, die sie nach den Vorstellungen des Zentralrats nur hätten abnicken sollen. Dies habe klar gemacht, dass mit dem Zentralrat die nötige Umgestaltung des Militärs nicht möglich sei. Anhänger des Zentralrats wenden ein, dass Reinhardt sich voll hinter die Beschlüsse des Rätekongresses gestellt habe.
Der letzte hohe Amtsträger der Linken in Berlin ist damit Polizeichef Emil Eichhorn. Doch auch der ist schon angezählt. Er muss sich einer Befragung durch Vertreter der preußischen Regierung – Ministerpräsident Paul Hirsch und Eugen Ernst, beide von der SPD – sowie des Zentralrat befragt. Sie halten ihm zunächst bürokratische Versäumnisse vor. Seit Amtsantritt am 9. November 1918 habe er bislang keinen einzigen Bericht verfasst, auch nicht über die Weihnachtsereignisse, obwohl er am 20. Dezember noch mal angewiesen worden sei, tägliche Berichte an das Ministerium zu senden. Auch über die Verwendung von rund einer Million Mark, die er erhalten habe, gebe es trotz wiederholter Mahnung keine Nachweise. Der Polizeipräsident entschuldigt sich mit zu viel Arbeit und zu wenig Erfahrung in Verwaltungsangelegenheiten. Davon, dass im Polizeipräsidium am 24. Dezember mindestens 1500 Arbeiter bewaffnet worden wären, habe er nichts mitbekommen. Und außerdem, so Eichhorn, sei Ministerpräsident Hirsch ihm gegenüber nicht weisungsbefugt.
In Königsberg spricht der preußische Landwirtschaftsminister Otto Braun über die Pläne der Regierung und erklärt, es sei genügend Land vorhanden, damit ehemalige Landarbeiter zu Kleinbauern wreden könnten. Doch die Angst vor Hungerkrisen führt dazu, dass sowohl die preußische wie die Reichsregierung keine größeren Eingriffe in die agrarischen Besitzverhältnisse wagt, obwohl die Parzellierung der großen ostelbischen Junkergüter und ihre Verteilung an Landarbeiter und Kleinbauern eigentlich zum SPD-Parteiprogramm gehört. Die Folge: Weder die enttäuschte Landbevölkerung noch die in ihrer alten Macht unerschütterten Grundherren werden zu Unterstützern der Demokratie.