Freitag, der 9. Januar 1920

Ein Band mit Briefen, die Karl Liebknecht seiner Frau und seinen Kindern während des Krieges aus dem Gefängnis schrieb, ist erschienen. „Auch die politischen Gegner Liebknechts dürfen nicht anstehen zu sagen, dass diese Briefe zum großen Teil schöne Dokumente eines idealistisch ringende, in seinen Irrtümern ehrlichen Menschen sind“, schreibt das Berliner Tageblatt. „Es war das tragische Geschick Liebknechts, dass die Wärme, die aus diesen Briefen spricht, durch die Zeitgeschehnisse, ein peinigendes Zuchthausleben und natürlich auch durch tiefe, seelische Triebkräfte zur Überhitzung gesteigert wurde. Vor allem aber erscheint Liebknecht in diesen Briefen, die er nicht für die Öffentlichkeit, sondern nur für zärtlich geliebte Wesen bestimmt hatte, kulturelle feiner und freiblickender, als er in seinen Agitationsreden erschien.“

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