Mittwoch, der 21. Januar 1920

Holland gewährt Deutschland einen Kredit von 200 Millionen Gulden. 60 Millionen sind für den Einkauf von Lebensmitteln, 140 Millionen für den von Rohstoffen bestimmt. Die Zinsen werden gestundet. Außerdem kann der Rohstoffkredit durch den Verkaufserlös der Endprodukte immer wieder „aufgefüllt“ werden, so dass neue Rohstoffkäufe möglich sind. Finanzminister Erzberger erklärt, dass der Dienst den Holland „mit dieser unmittelbar der produktiven Arbeit Deutschlands zukommenden Kreditorganisation Europa leistet, fundamental ist“ und unvergessen bleibe. In einem Interview mit dem Berliner Tageblatt berichtet er später, er habe sich sofort nach dem Waffenstillstand insbesondere um gute Beziehungen zu Holland bemüht und nach Unterzeichnung des Friedensvertrages dort ein Büro eingerichtet, was sich jetzt auszahle.

 

Außerdem treffen in Düren und Jülich endlich die ersten beiden Züge mit rund 1000 Kriegsgefangenen aus Frankreich ein. Eigentlich war die Ankunft – bewusst – für Nachts um 2 geplant gewesen, doch aufgrund des Hochwassers in Belgien wurde es 9 Uhr morgens. Vor dem abgesperrten Bahnhof sammelte sich eine große Menschenmenge. Doch alle Kundgebungen, Schilder, Girlanden und Lieder, ja auch Winken und Zurufen war durch die französischen Behörden bei Strafe verboten worden. Auch wurden die Ankömmlinge von französischen Soldaten mit aufgepflanzten Bayonett zu einer Kaserne eskortiert, die als Durchgangslager dienen sollte. Erfreulicherweise wirkten alle sauber und gut genährt, konstatiert der Korrespondent des Berliner Tageblattes und erhält von einem Gefangenen die Auskunft, im letzten – seinem vierten – Jahr der Gefangenschaft sei die Verpflegung besser geworden. Auch für Verpflegung, Heizung und medizinische Betreuung während der Fahrt sei sehr gut gesorgt worden.

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