Montag, der 23. Juni 2019

Unter ungeheurer Spannung findet die zweite Abstimmung über den Versailler Vertrag ab. Der neue Ministerpräsident Gustav Bauer erklärt, die Regierung könne einen neuen Krieg nicht verantworten und müsse deshalb unterzeichnen. Er prägt das Schlagwort „Wehrlos, aber nicht ehrlos!“ Vor allem in der Zentrumspartei zögern dennoch viele. Sie werden jedoch von Vertretern der beiden rechten Parteien DVP und DNVP gedrängt, für die Unterzeichnung zu stimmen. Die Zentrumspolitiker lassen sich auf den zynischen Kuhhandel ein, der es den Rechten ermöglicht, nach außen gegen den Vertrag zu stimmen, aber keine Verantwortung für sein Nichtzustandekommen zu tragen. Immerhin nötigen sie ihnen aber noch eine Erklärung ab, dass die Rechten die „vaterländischen Gründe“ der Befürworter anerkennen. Am Nachmittag ergibt dann die erneute Abstimmung eine große Mehrheit für die Annahme des Friedensvertrages.

 

Am Abend versuchen dann Angehörige der Reichswehr, Matthias Erzberger als den prominentesten Befürworter der Annahme zu lynchen. Es gelingt ihm jedoch, sich zu verstecken und Weimar heimlich zu verlassen. Weniger Tage später wird nachts sein Arbeitszimmer im Finanzministerium beschossen, sowie eine Handgranate in ein Zimmer geworfen, in dem man sein Schlafzimmer vermutete. Auch in der Folge gab es immer wieder Lynchdrohungen. In gewissen Kreisen gehörte es fast zum guten Ton, zu erklären, Erzberger gehöre erschossen, gehängt, totgeschlagen etc. Mit der Zustimmung zur Weimarer Republik schwand sein Renommee auch bei den kleinen Leuten. Im Gegensatz zum ebenfalls immer wieder bedrohten Philipp Scheidemann etwa lehnt es Erzberger jedoch aus Gewissensgründen ab, eine Waffe zu tragen und Schießtraining zu machen.

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