Samstag, der 27. Dezember 1919

Die deutschen Freikorpssoldaten haben inzwischen zwar weitgehend das Baltikum verlassen, doch konservative und rechte Kreise möchten sie in Ostpreußen behalten und als Grenzschutz einsetzen. Dagegen erheben sich warnende Stimmen. Paul Widolla, ein SPD-Parteisekretär aus Tilsit, erklärt in einem offenen Brief im Vorwärts, es komme immer wieder zu Zusammenstößen zwischen den regulären Soldaten der Reichswehr und den Angehörigen von Eiserner Division und Deutscher Legion, da letztere die Reichswehrsoldaten als treulos gegenüber dem Kaiser ansähen. Auch Vertreter der Ententemächte würden angegriffen. „Wir als Sozialdemokraten wollen die Lage an unserer Grenze nicht als zu rosig ansehen, aber … wir wünschen Schutz durch zuverlässige Regierungstruppen, aber nicht durch diese Bolschewiki von rechts. … Nirgends ist wohl der Boden für die reaktionär-monarchistischen Bestrebungen der deutschnationalen günstiger als in dem durch den polnischen Korridor vom Reich abgetrennten Ostpreußen. Man soll doch die Gefahr nicht verkennen, die uns durch die Abtrennung droht. Es ist als durchaus wahrscheinlich anzusehen, dass unsere Ostelbier mit Hilfe der ‚Eisernen‘ den Versuch unternehmen werden, die verhasste Republik zu stürzen.“

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