Sonntag, der 16. Februar 1919

Von den vier Beisitzern des Luxemburg-Liebknecht-Prozess, zwei Mitglieder des Zentralrats und zwei des Berliner Vollzugsrates der Arbeiter- und Soldatenräte, treten drei zurück, weil all ihre Anträge abgelehnt werden.

 

Im Ruhrgebiet gibt General von Watter dem Freikorps „Lichtschlag“ den Befehl, Hervest-Dorsten zu „befrieden“. Aufgrund seiner Brutalität wird es bald den Namen „Totschlag“ bekommen.

Das unerwartete, brutale militärische Vorgehen löst bei den Arbeitern eine ungeheure Erregung aus. Auf einer Konferenz in Mühlheim, wird der Generalsstreik beschlossen. Daraufhin treten die SPD-Mitglieder aus der Neunerkommission aus.

 

Der geplante Streik jedoch hat nicht nur Konsequenzen für das Ruhrgebiet. Noch immer ist die Ernährungslage in Deutschland extrem kritisch. Die englische Seeblockade besteht weiter, die Siegermächte verkaufen den Deutschen nur in unzureichendem Maße Nahrungsmittel, es fehlt auch an Geldmitteln, sie zu erwerben. In den landwirtschaftlichen Organisationen Deutschlands aber dominieren die berüchtigten ostelbischen Junker und andere Rechtsradikale, die versuchen, die ungeliebte Republik durch einen gezielten „Ernährungsstreik“ ins Chaos zu stürzen. Auch mussten Lastwägen, mit denen die vorhandenen Nahrungsmittel transportiert werden könnten, in großem Umfang an die Siegermächte abgeliefert werden. Geht nun die Kohleproduktion im Ruhrgebiet massiv zurück, dann fehlt es nicht nur an Heizmaterial, sondern auch an Treibstoff für die Eisenbahnen, die für die Verteilung der Nahrungsmittel unbedingt notwendig sind.

 

Die Kämpfe in der Provinz Posen jedoch beenden die Siegermächte, indem sie in Trier eine vorläufige Demarkationslinie zwischen Deutschland und Polen festlegen. Sie schlägt den größten Teil von Posen Polen zu und verläuft auf der Höhe des heutigen Zbąszyń, damals Bentschen.

 

Unterdessen befindet sich Matthias Erzberger in Trier, um mit den Vertretern der Entente die nächste Verlängerung des Waffenstillstandes zu verhandeln. Wieder gibt es innerhalb der deutschen Regierung heftige Auseinandersetzungen. Diesmal setzt sich zunächst die Fraktion um Brockdorff-Rantzau durch. Das Kabinett beschließt die Forderungen der Sieger abzulehnen. Die Parteiführer der Regierungsparteien sind entsetzt und intervenieren heftig. Am Ende wird der Beschluss gekippt und Erzberger erhält die Weisung, wieder zu unterschreiben. Doch diesmal wird der Waffenstillstand nicht wie zuvor für jeweils 30 Tage, sondern für „einen kurzen Zeitraum“ geschlossen und die Entente-Mächte haben die Möglichkeit, ihn jederzeit innerhalb von drei Tagen zu kündigen. Die Forderungen der Alliierten beziehen sich auf Güter, die vom Krieg zerstörten Gebiete dringend benötigten: Eisenbahnmaterial, landwirtschaftliche Maschinen, LkW. Industrielle und Agrarier, zu großen Teilen sowieso keine Freunde der neuen Regierung, laufen dagegen Sturm und werfen vor allem Erzberger persönlich vor, als Unterhändler zu versagen und das deutsche Volk mit seiner Politik der Zugeständnisse zu „erwürgen“. Er kontert, seine Gegner hätten „die nicht ganz kleine Tatsache vergessen, dass wir leider den Krieg verloren haben.“

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