Sonntag, der 4. Mai 1919

Victor Klemperer berichtet, dass die Münchner Bahnhofsgegend, der Justizpalast und der Stachus verwüstet darliegen. Trotzdem ziehen immer neue Truppen nach München ein. Auch die standrechtlichen Erschießungen gehen weiter. Am Tor des Gefängnis Stadelheim, wo viele der Lynchmorde stattfinden, haben die Soldaten ein Schild angebracht: „Wir wird aus Spartakisten Blut- und Leberwurst gemacht, hier werden die Roten kostenlos zu Tode befördert.“

Unter den Toten des Tages sind auch zwei etwa 18jährige Frauen, obwohl zwei Pfarrer die Soldaten abzuhalten versuchen. Die Neue Zeitung, das Blatt der KPD, berichtet einen Monat später: „Es gelang ihnen jedoch nicht, ebenso wenig drei Offizieren, die immer wieder die Soldaten bestimmten, dass Erschießungen ohne Urteil nicht zulässig seien. Es half alles nichts, selbst Stadtpfarrer Wagner wurde bedroht. Die Mädchen weinten nicht, sie wurden an die Wand gestesllt, und – jetzt kommt das Erbärmlichste – zuerst in die Fußknöchel und Knie geschossen, und erst dann, als sie zusammengebrochen waren, völlig erschossen.“

In der Nacht verhaften Angehörige des Freikorps Lützow in Perlach zwölf Arbeiter, die vom evangelischen Pfarrers als „Linksgesinnte“ denunziert worden waren. Die Gefangenen werden misshandelt und im Hofbräukeller getötet.

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