Dienstag, der 16. März 1920

In Berlin lässt Kapp plakatieren, die frühere Regierung, sei mit ihm in Verhandlungen getreten. Tatsächlich hat es nur unverbindliche Gespräche mit Vizekanzler Schiffer über einen geordneten Rückzug gegeben. Die Regierung ist nicht zu Verhandlungen bereit und gibt diese Parole auch an alle zuständigen Stellen aus.

 

Im Ruhrgebiet sympathisieren Soldaten und Freikorps offen mit dem Putsch. Der zuständige Kommandant Oskar von Watter bezieht zwar nicht eindeutig Stellung, beginnt aber Standgerichte einzurichten. Die Arbeiterführer, die bereits während des Ruhrstreiks im Frühjahr 1919 zahlreiche blutige Zusammenstöße mit den Watters unterstellten Freikorps hatten, reagieren, indem sie umgehend Arbeiter-Milizen aufstellen Am Ende ist die Rote Ruhrarmee rund 50.000 Mann stark und gut organisiert. Einer Vorhut des anrückenden Freikorps Lichtschlag bringt sie bei Dortmund eine empfindliche Niederlage bei. Der Anführer der Vorhut Hauptmann Otto Hasenclever und zehn seiner Leute kommen ums Leben, aber auch sechs der Arbeiter-Milizionäre. Bis zum 22. März haben diese dann das ganze Ruhrgebiet in ihrer Hand. Die Mitglieder gehören zum größten Teil der USPD und zu etwa 30 Prozent der KPD an. Viele sind Mitglied radikaler Gewerkschaften, nur etwa 10 Prozent Sozialdemokraten.

 

In Bayern dagegen gibt das Minderheitenkabinett von Johannes Hoffmann, das von der DDP und Bayerischen Volkspartei nur toleriert worden war, klein bei. Hoffmann tritt zurück. Der Landtag wählt mit nur einer Stimme Mehrheit den oberbayerischen Regierungspräsidenten Gustav Ritter von Kahr zu seinem Nachfolger, der sich nun auf BVP, DDP und Bayerischen Bauernbund stützten kann und großen Rückhalt bie den bayerischen Einwohnerwehren hat. Unter seiner Ägide wird Bayern zu einer Hochburg rechter und rechtsradikaler Kräfte. 1923 stellt sich Kahr dann zwar gegen den Hitler-Putsch (wofür ihn Hitler 1936 umbringen lassen wird), doch da hat sich die rechte Front in Bayern schon etabliert.

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