Dienstag, der 4. März 1919

In Berlin beginnt der Generalstreik, der jedoch keineswegs „generell“ ist. Die meisten Geschäfte bleiben geöffnet, die Gas- und Wasserversorgung funktioniert, die Zeitungen erscheinen, die Straßenbahnen fahren. Die Streikleitung aber verkracht sich. Aus Protest gegen die Sozialdemokraten treten die Kommunisten aus und bilden ein eigenes Streikkomitee.

Reichswehrminister Noske hat jedoch bereits, bevor der erwartete Generalstreik beschlossen worden war, Generalkommandeur Lüttwitz alarmiert und ihn aufgefordert, sich auf ein Eingreifen vorzubereiten. Pläne für eine militärische Besetzung Berlins hat der bereits in der Tasche.

Noch am Vormittag gibt Noske den Befehl zum Einmarsch. Über 31.000 Soldaten der Brigade Reinhard, der Garde-Kavallerie-Schützen-Division von Waldemar Pabst, der Freikorps Lützow und Hülsen sowie der „Deutschen Schutzdivision“ rücken in die Stadt ein. Während an strategisch wichtigen Punkten mit Maschinengewehr- und Geschützstellungen eingerichtet werden, ziehen andere Truppenteile zu Marschmusik durch die Straßen und geben sich einen betont friedlichen Anstrich. Am Nachmittag kommt es vor allem am Alexanderplatz und im benachbarten Scheunenviertel, aber auch in Neukölln und Lichtenberg zu schweren Kämpfen zwischen den Lüttwitz-Truppen mit der Soldatenwehr und Resten der Volksmarinedivision. Wie es genau zu der Eskalation kam, ist unbekannt. Die Presse jedenfalls macht einen plündernden und aus Krawall gebürsteten „Pöbel“ verantwortlich. Die Mledungen versteigen sich hin bis zu der Behauptung, ein Offizier wäre es aus Militärfahrzeug gezerrt und in Stücke gerissen worden.

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