Donnerstag, der 19. Februar 1920

Der britische Politiker Arthur James Balfour erklärt, dass der Versailler Vertrag bei der Frage der Kriegsreparationen sehr wohl die wirtschaftliche Zahlungsfähigkeit Deutschlands in Betracht ziehe. Deutschland stehe es frei, selbst einen Vorschlag zu machen. Im Raum steht die Summe von 100 Milliarden Goldmark.

 

Parallel dazu erscheint in holländischen Zeitungen ein Bericht über eine angebliche Note der deutschen Regierung. Diese verkünde den deutschen Staatsbankrott. Deutschland werde keine Anleihen ablösen oder tilgen, kein Papiergeld einwechseln, den Beamten und Arbeitern keine Löhne mehr bezahlen und alles Reicheigentum den Bundesstaaten überlassen. Alle Leistungen an Frankreich würden gestoppt und erst wieder aufgenommen, wenn die Verpflichtungen anderen Staaten gegenüber erfüllt seien. Offiziell proklamiert werden, soll der Staatsbankrott jedoch erst acht Tage nach Überreichung der Note. Die deutsche Regierung dementiert umgehend. An dem Ganzen sei kein wahres Wort.

 

Im Berliner Tageblatt fordert der Berichterstatter Bruno Stürme, stärkere Anstrengungen der Regierung für Breslau, das er nach den Veränderungen aufgrund des Versailler Vertrages als „Bollwerk des Deutschtums“ sieht. Solle es aber diese Rolle erfüllen und gleichzeitig „freundnachbarliche“ Beziehungen zu Polen und Tschechien pflegen, so müsse es über eine gute Infrastruktur verfügen und seine Messe behalten. Leider verstehe man in Berlin und im Reich unter „Osten“ „weite, leutearme Strecken, riesige Getreidefelder und dichte Wälder, und damit verbindet sich die Vorstellung von Bedürfnislosigkeit in verkehrstechnischer Hinsicht.“ Derzeit platze die Stadt aus allen Nähten, da die Regierung zwölfhundert Beamten aus „verlorenen Städten“ hierhergeschickt habe. Dazu kämen zahlreiche Flüchtlinge aus dem ganzen Osten, was die Stadt finanziell überfordere.

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