Freitag, der 2. Januar 1920

Die Ratifizerung des Friedens soll jetzt doch erst Mitte Januar stattfinden. Ein strittiger Punkt, der hinter den aktuellen Diskussionen über die Kompensation für die versenkte Flotte in den Hintergrund getreten ist, ist der der Auslieferung jener Personen, die von den Alliierten als Kriegsverbrecher beschuldigt werden. Der bayerische General und Historiker Max von Montgelas nennt die Forderung ein beispielloses Unrecht, dass es so in der Geschichte aller Zeiten nicht noch einmal gebe und erinnert, dass sich die Welt bezüglich des österreichischen Ultimatums an Serbien vom 23. Juli 1914 vor allem über die Forderung entsetzt habe, die Untersuchungen auf serbischen Boden durch österreichische Beamte zu gestatten. Er fordert jedoch alle, die auf – der noch unbekannten – Auslieferungsliste stehen, auf, sich freiwillig zu stellen. „Kindisch und feige wäre es, zu fliehen oder sich zu verbergen. Gewaltsamer Widerstand aber bedroht das Vaterland mit neuen, schweren Gefahren und trägt Zwiespalt in die Reihen unseres Volkes. Wer in Kriegspsychose befangen, wirklich gefehlt hat, der sei Mannes genug, dafür zu sühnen. Wer schuldlos Opfer wird der erbärmlichen Gefühle, die noch je ein Gegner gegen den Gegner empfand, der rechne es sich zur Ehre an, für sein Volk ungerecht zu leiden.“

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