Christa Pöppelmann > November 1918 > Freitag, der 7. Februar 1919
Freitag, der 7. Februar 1919
Wilhelm Pfannkuch, ein 78jähriger hessischer Gewerkschaftler, eröffnet als Alterspräsident die zweite Sitzung der Nationalversammlung. Nachdem er verschiedenste Glückwunschtelegramme verlesen hat, wird der konservative Sozialdemokrat Eduard David mit 374 von 399 Stimmen zum neunen Parlamentspräsidenten gewählt. In einer fordert David dazu auf, durch Demokratie und soziale Gerechtigkeit sowohl politische wie kulturelle Gleichberechtigung aller Deutschen zu schaffen. „Die Arbeit der Nationalversammlung soll die Freude unseres Volkes an seinen politischen und sozialen Einrichtungen erhöhen. So möge denn von Weimar eine Flamme ausgehen, die die Herzen unseres Volkes erwärmt, die seine Seele erleuchtet in dieser düsteren Zeit natiionalen und persönlichen Leidens, um mit neuem Lebensmut und neuer Kraft aus dem finsteren Tal der Gegenwart den Aufstieg zu finden zu seiner lichteren und glücklicheren Zukunft.“
David gibt der Hoffnung Ausdruck, dass dazu auch bald Deutschösterreich gehören wird. Tatsächlich hat die Ende Oktober gewählte Regierung des neue gebildeten Staates nahezu umgehend beschlossen, den Zusammenschluss mit Deutschland anzustreben. Um die Modalitäten zu verhandeln weilt der österreichische Botschafter Ludo Hartmann als Gast in Weimar.
Für Elsass-Lothringen fordert David das freie Entscheidungsrecht über ihre Zugehörigkeit. Theodor Wolff meint, dass die Misswirtschaft in der Vergangenheit, die Bewohner Deutschland sehr entfremdet habe. Trotzdem müsse Deutschland unbedingt das Selbstbestimmungsrecht fordern. „Wir müssen es fordern, weil diese Frage endgültig aus der Welt geschafft werde muss. Ein Gewaltakt würde kein Ende bedeuten, würde bei uns die Revanchepolitiker begünstigen, und man würde die deutschen Revanchevokabeln vernehmen, nachdem man solange die französischen vernommen hat.“