Samstag, der 8. Februar 1919

Schon bei den preußischen Landtagswahlen ist die Wahlbeteiligung gegenüber den Wahlen zur Nationalversammlung gewaltig eingebrochen. Nun stehen auch noch Kommunalwahlen bevor. Im Berliner Tageblatt ruft Maria-Elisabeth Lüders dazu auf, dass keine weibliche Stimme fehlen dürfe. Gerade bei der Gemeindeverwaltung sei die Mitwirkung von Frauen besonders wichtig. „Eine moderne Stadtverwaltung gleicht einer erweiterten Haushaltsführung, sie hat Aufgaben zu erfüllen, die im Familienleben sogar überwiegend in das Arbeitsgebiet der Frau fallen.“ So müsse etwa in Zukunft bei jedem Bebauungsplan der Rat „sachverständiger Frauen und Mütter“ eingeholt werden, um das großstädtische Wohnungselend und die katastrophalen Zustände zu beheben.

Lüders selbst hat für die Nationalversammlung kandidiert, doch Listenplatz 3 hat nicht gereicht. Als jedoch am 24. August 1919 Friedrich Naumann stirbt, wird sie für ihn nachrücken. Insgesamt sitzen im Reichstag 38 weibliche Abgeordnete, außer Lüders werden noch vier weitere nachrücken. Die Ämter der Reichstagspräsidenten und Fraktionsvorsitzenden bleiben jedoch alle mit in Männerhand. Mit einer Ausnahme: Die Düsseldorfer USPD-Abgeordnete Lore Agnes wird immerhin zur Schriftführerin (in einem achtköpfigen Kollegium) gewählt. Agnes blieb bis 1933 Abgeordnete und wurde während der NS-Zeit mehrmals verhaftet.

In Weimar stellt Hugo Preuß den Abgeordneten seinen Verfassungsentwurf vor. Er wirbt für eine stärkere Einheit und weniger Partikularismus.

 

In Berlin dagegen wird schon wieder geschossen. Soldaten gehen im sogenanten Scheunenviertel gegen illegale Händler vor, die sich jedoch zusammenrotten und wehren. Dazwischen mischen sich Linke, die Rache für Liebknecht fordern. Es kommt zu mehreren Feuergefechten, bei denen sechs Menschen sterben, darunter Max Pahlo, ein zwölfjähriger Schüler. Bei der Aktion wird auch eine Falschmünzerwerkstatt ausgehoben.

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