Christa Pöppelmann > November 1918 > Montag, der 28. April 1919
Montag, der 28. April 1919
In München schlagen die Kommunisten zurück. Die Rote Armee umstellt das Hofbräuhaus, wo die Betriebs- und Soldatenräte einen neuen zwanzigköpfigen Aktionsausschuss wählen. Obwohl Toller und Klingelhöfer betonen, die gestrige Aktion habe sich nicht gegen die Kommunisten, sondern nur die Tyrannei einzelner gerichtet, ist im neuen Gremium kein einziger Kommunist vertreten. Die Rote Armee, die während der gesamten siebenstündigen Sitzung das Hofbräuhaus abriegelt, fordert eine Ausstattung mit allen Vollmachten für den Kampf gegen die Regierungstruppen sowie die sofortige Beseitigung der Polizei.
Unter dessen findert im Münchner-Kindl-Keller eine Versammlung der Kommunisten statt, in der Levien und Leviné das Scheitern ihrer Politik rechtfertigen. Levien erklärt dabei, es komme nicht darauf an, ein paar Tausend Bürgerlichen die Gurgel abzuschneiden. Und in der Münchner Ausgabe der Roten Fahne schreibt Kommandant Egelhofer, die Rote Armee sei nicht als Instrument der Politik gegründet worden, sondern zur Verteidigung der Diktatur des Proletariats und deswegen werde sie das Proletariat, koste es was es wolle, gegen die weißen Truppen verteidigen.
Am Abend stürmen rund 80 Kommunisten das Polizeipräsidium, vernichten Akten, verwüsten das Gebäude und kassieren Wertgegenstände und Waffen ein.
Der Kommandant der „weißen Truppen“ um München, Ernst von Oven, befiehlt ein Einrücken aller Truppen für Freitag, den 2. Mai um 12 Uhr. Die Berichte seiner Agenten aus München, dass sich die Betriebs- und Soldatenräte um einen Ausweg bemühen wollen und die große und vernünftige Mehrheit der Münchner Arbeiter hinter diesen stehe, ändern daran nichts.
An der Ruhr dagegen sind die Streiks beendet. Einziges Zugeständnis ist jedoch die Verkürzung der Schichten auf 7 Stunden. In der Folge verlieren die alten Gewerkschaften rund 22 ihrer Mitglieder. Die meisten schließen sich der neugegründeten, radikaleren Bergarbeiterunion an.