Christa Pöppelmann > November 1918 > Montag, der 5. Mai 1919
Montag, der 5. Mai 1919
In den Münchner Neuesten Nachrichten dürfen sich die Verantwortlichen der Erschießungen damit rechtfertigen, dass die Opfer „wahre Verbrechertypen seien“, „Strolche, denen wir aus den Hosentaschen die Dumdum-Geschosse herauszogen.“
Thomas Mann notiert in seinem Tagebuch, dass die Epp’schen Freikorps unter großem Jubel der Bevölkerung eingezogen seien. Seiner Schwiegermutter gehe es schon wieder zu militaristisch zu, aber er fühle sich unter der Militärdiktatur bedeutend freier als unter der Herrschaft der Crapule [Schurken].
Tatsächlich sind viele Bewohner erleichtert, dass der Spuk vorüber ist und machen alle Schuld an den „Roten“ fest. Zahlreiche Historiker sehen hier die Wurzel, dass München zur „Hauptstadt“ der faschistischen Bewegung werden konnte, da die Stimmung in der Stadt in der Folge besonders antikommunistisch und – unter den Räten waren mehrere Juden – auch antisemitisch war.