Samstag, 25. Januar 1919

In Berlin ist die Beisetzung von Karl Liebknecht geplant. Mit ihn sollen 30 weitere Opfer der Kämpfe begraben werden sowie ein leerer Sarg symbolisch für Rosa Luxemburg, deren Leichnam man noch immer nicht gefunden hat. Auch viele SPD-Angehörige wollen – eingedenk der früheren Verdienste der Toten – teilnehmen. Doch die Regierung tut alles, um den Trauernden einen Strich durch die Rechnung zu machen. Nicht nur, dass sie die Bestattung auf dem Friedhof der Märzgefallenen untersagt, so dass Liebknecht und Co. ihre letzte Ruhe stattdessen auf dem Friedhof im Stadtteil Friedrichsfelde finden. Sie verbietet für diesen Tag auch jegliche Demonstrationen und Versammlungen im Stadtgebiet – mit Ausnahme eines kleinen Bereichs zwischen Friedrichshain und Friedrichsfelde. Zentrale Straßen wie die Siegesallee durch den Tiergarten werden mit Artillerie und Maschinengewehren abgesperrt. Die Trauernden lassen sich jedoch nicht abhalten. Sie weichen auf den Bülow-Platz aus, der heute Rosa-Luxemburg-Platz heißt, und marschieren dann in einem überaus eindrucksvollen Zug nach Friedrichsfelde. Mit dabei sind 400 bis 500 Träger mit Kränzen verschiedenster Gruppen aus ganz Deutschland. Die Reden an den Gräbern halten Paul Levi von der KPD und Luise Zietz von der USPD.

 

Den deutschen Ländern ist der Verfassungsentwurf der Preuss-Kommission zu zentralistisch. Deshalb findet in Berlin eine „Staatenkonferenz“ mit Vertretern der Regierung und der deutschen Länder statt. Wortführer der Föderalisten ist der eigentlich schon abgewählte bayerische Ministerpräsident Kurt Eisner. „Ich warne sie“, lässt er Hugo Preuß wissen, „wenn Sie mit diesem Verfassungsentwurf vor die Nationalversammlung kommen, erregen sie Aufstandsstimmung. „Auf seinen Antrag hin wird ein Ausschuss eingesetzt, der bei der Ausarbeitung eines Gesetzes über die Gewaltenteilung mitwirken soll. Nicht durchsetzen kann sich Eisner mit seiner Forderung, dass die Nationalversammlung nicht in Weimar, sondern Würzburg tagen soll.

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