Samstag, der 19. April 1919

Ganz Deutschland blickt auf München. Es kursieren die wildesten Gerüchte über die Zustände in der Stadt. Der Münchner USPD-Politiker Felix Fechenbach notiert nach der Lektüre der Berliner Zeitungen in seinem Tagebuch: „Es ist grauenvoll, was alles über München gelogen wird. Der Bahnhof zertrümmert, die Neuhauser Straßen in Flammen, Massenmorde, Vermögensbeschlagnahme und die Erklärung der Frauen des Bürgertums zum Gemeineigentum.“

Der bayerische Ministerpräsident Johannes Hoffmann erklärt in einem Schreiben an alle bayerischen Pfarrer: „Ein Haufen von Ausländern hat sich der Hauptstadt Münchens bemächtigt, übt daselbst eine Schreckensherrschaft aus und bedroht von dorther die Provinzen, namentlich die Landbevölkerung, mit Raub und Brandstiftung.“ Die Pfarrer sollen deshalb von der Kanzel, aber auch durch Hausbesuche dafür werben, dass sich möglichst viele ihrer Gemeindemitglieder den Freikorps anschließen.

Die 13 Mitglieder der vorigen Räteregierung, die am Palmsonntag festgnommen worden sind, sind inzwischen im Zuchthaus Ebrach inhaftiert. Rudolf Egelhofer schlägt vor, im Gegenzug in München „Hoffmann-Genossen“ festzunehmen.

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