Samstag, der 20. März 1920

In Berlin wird gemeldet, dass sich Regierung – beziehungsweise ihre in Berlin verbliebenen Vertreter – und Gewerkschaften geeinigt haben. Doch noch gehen die Streiks vieler Orts weiter. Die Versorgung mit Lebensmitteln nimmt inzwischen prekäre Züge an. Viele sind ausverkauft, andere extrem teuer geworden. Die Zentralmarkthalle ist wegen mangelnden Nachschubs geschlossen. Immer noch gibt es Schießereien. Inzwischen geht wieder die – durch Gerüchte geschürte – Angst um, die Kommunisten könnten sich formieren und ihrerseits putschen.

 

Im Ruhrgebiet regieren seit der Niederschlagung des Kapp-Putsches wieder die Räte. Und die sind überall höchst unterschiedlich. An manchen Orten setzen sie sich aus Mitgliedern der drei Arbeiterparteien zusammen, teils sind sogar einzelne Zentrums- und DDP-Mitglieder dabei, andernorts haben allein Vertreter von KPD, USPD und radikalen, syndikalistischen Gewerkschaften das Heft in der Hand, in Duisburg sind Anarchisten an die Macht gekommen. Sowohl in Essen wie in Hagen bilden sich ein Zentralrat, doch eine wirkliche Zentrale gibt es nicht, dafür aber konkurrierende Ansprüche. Vor allem aber ist die Rote Ruhrarmee weiter ein Machtfaktor und hält große Teile der Region besetzt.

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