Sonntag, der 21. März 1920

Zu den Problemen des Kapp-Putsches gehörte, dass niemand wirklich eine Übersicht hatte, welche Reichswehreinheiten und Freikorps mit dem Putsch sympathisiert hatten – die Regierung schon gar nicht. In Berlin-Köpenick hatten Arbeiter- und Bürgermilizen die Putschisten zurückschlagen können. Doch nun herrschte große Ratlosigkeit, ob die rund um den Stadtteil aufziehenden Einheiten, reguläre Regierungstruppen oder versprengte Reste der Putschisten waren. Letztendlich entschließen sich die Verteidiger aber, die Waffen niederzulegen und lassen das Reichswehr-Schützenbataillon aus Berlin-Lichterfelde kampflos einmarschieren. Dieses jedoch hatte sich mit den Putschisten verbündet und sogar weiße Hakenkreuze auf die Helme gemalt. Jetzt aber treten sie als reguläre Reichswehrtruppen auf – die sie nominell ja auch sind – und erklären Recht und Ordnung abzusichern. Der Arbeiterführer Alexander Futran und vier weitere Männer werden von ihnen standgerichtlich erschossen.

Im Ruhrgebiet ruft der sozialdemokratische Reichskommissar Carl Severing die Streikenden dazu auf, wieder an die Arbeit zu gehen. Doch diese bleiben weiter im Ausstand.

Auch in Thüringen liegt die Kontrolle weitgehend in den Händen der aufständischen Arbeiter. Obwohl die dortige Reichswehr sich auf Seiten der Kapp-Putschisten geschlagen hatte, werden nun die Arbeiter-Milizen als Problem gesehen. Die Rede ist von bewaffneten Banden, die raubend und plündernd durch das Land zögen. Die Regierung lässt deshalb Truppen einmarschieren.

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