Samstag, der 3. April 1920

Die Reichswehrtruppen besetzen Duisburg, wo zuletzt sogar die USPD eine Wiederherstellung der Ordnung durch die Regierung gefordert hatte.

 

In Berlin stellt die Amerikanische Kinderhilfsmission die Ergebnisse ihrer Feldforschung vor. „Kleine, im Wachstum zurückgebliebene, krummbeinige, hohläugige, unterernährte Kinder standen zum Gruß auf, als wir eintraten.“ Die Kinder in den Volksschulklassen der ärmeren Bezirke hätten ausnahmslos eiskalte Hände und eine trockene, spröde Haut, die lose und schlaff um die Muskeln hinge. Sie seien schnell erschöpft und fielen sogar im Unterricht in Ohnmacht. Manche zeigten auch einen hervortretenden Unterleib und andere Kennzeichen für ein allmähliches Verhungern. Immer mehr hätten Rachitis mit häufigen Knochenbrüchen. Außerdem trete bei Kindern Tuberkulose in einer Form auf, die man bisher nur von Erwachsenen kannte.  Von etwa 485.000 Kindern in Berlin seien 29.000 tuberkulös und 120.000 unterernährt, davon 77.000 stark unterernährt. Die Säuglingssterblichkeit sei im Herbst 1919 auf fast 20 Prozent angewachsen. Die 3.000 Mahlzeiten, die die Organisation täglich verteile, könnten da nicht viel helfen. Stattdessen sollten die Kinder in neutrale Länder gebracht und dort aufgepäppelt werden.

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