Sonntag, der 1. Februar 1920

Beim Versuch, den Juden die Schuld an Krieg und Zusammenbruch in die Schuhe zu schieben, verfällt ein anonymer Autor auf eine besonders abstruse Idee. In dem Buch „Semi-Imperator. 1888 bis 1918“, das im späteren Nazi-Verlag von Franz Eher erscheint, legt er dar, dass Kaiser Wilhelm II. von Seiten seiner Mutter ein „Judäo-Koburger“ sei. „Scheckig war seine Psyche wie die jedes Mischlings. Wilhelm II. war darum auch nur ein Zerrbild eines deutschen Kaiser, eben ein undeutscher ‚Semi-Imperatur-Rex‘, unter dem wir jüdisch regiert wurden.‘ Das Berliner Tageblatt kommentiert mit Polonius aus Shakespeares „Hamlet“: „Ist es schon Tollheit, hat es doch Methode.“

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