Freitag, der 14. November 1919

Die Pro-Hindenburg-Demonstrationen weiter. Die ganze Angelegenheit gibt den Rechten gewaltigen Auftrieb. Die Deutsche Zeitung droht mit kommenden Strafgerichthöfen, die nicht die angebliche Schuld am Krieg, sondern Schuld und Schuldige am Zusammenbruch ermitteln würden. „Dabei dürften die Vertreter der Weltanschauungen der Herren Scheidemann, David, Cohn, Sinsheimer und wie sie alle heißen, nicht mehr als Zeugen tätig sein, sondern sie werden auf der Anklagebank sitzen. … Wir können verstehend, dass das Entsetzen vor dem Zusammenbruch des revolutionören Systems den Herren der Regierung ins schloddernde Gebein fährt.“

Die Behörden verbieten weitere Straßenumzüge. Und der preußische Kultusminister untersagt für die Zukunft den den Schulleitern kategorisch, Unterricht zugunsten politischer Demonstrationen ausfallen zu lassen. Auch in der Steglitzer Stadtverordnetenversammlung sind die Schülerdemonstrationen, da unter den Teilnehmern besonders viele Steglitzer Schüler waren. Der Protest eines sozialdemokratischen Abgeordneten wird jedoch niedergebügelt. Das ganze sei auf Initiative der Schüler selbst geschehen, die um Unterrichtsbefreiung gebeten hätten, die Sozialdemokraten würden die Schuljugend auch für die Beerdigungen ihrer politischer Genossen heranziehen und Hindenburg zu begrüßen sei keine politische Demonstration, heißt es.

Wie fast alle Kritiker der Demonstrationen fühlen sich auch die Steglitzer SPD-Abgeordneten bemüssigt, Hindenburgs Größe anzuerkennen und zu erklären, dass sich die Kritik nicht gegen diesen persönlich richte.

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