Freitag, der 4. Oktober 1918

Im Ausland ist das Echo auf den Regierungswechsel in Deutschland gemischt. Der italienische Corriere schreibt, die Demokratisierung Deutschlands geschehe im Bewusstsein der Niederlage. Sie sei völlig ruhmlos und verdiene keinerlei Sympathie. Auch auf die rückgratlose Linke sei kein Verlass. Im Corriere della Sera dagegen heißt es, die Ernennung Max von Badens sei ein Ereignis von ungeheurer Tragweite. „Prinz Max ist zweifellos der geeignetste Mann Deutschlands, um das Amt des Friedensübermittlers bei der Entente zu übernehmen.“ Der Pariser Berichterstatter der neutralen Basler Nachrichten mahnt, es wäre große Naivität, wenn die Deutschen sich einbilden, dass die Reform großen Eindruck auf die Entente machen würde, „sofern man nicht in Deutschland sich entschließt, den Frieden der Entente nach den Grundsätzen Wilsons anzunehmen.“ Die holländischen Zeitungen dagegen hegen diesbezügliche Hoffnungen. Wer meine, das alles sei ein Schauspiel für die Galerie, missverstehe die Lage, schreibt der Nieuwe Courant. „Die Macht der Faktoren, die ein derartiges Theaterspielen vielleicht wünschen würden, ist definitiv gebrochen.“

 

Deutschland aber will den Wilson-Frieden und das möglichst schnell. In der Nacht zum Samstag sendet Max von Baden über die Schweizer Regierung eine diplomatische Note an den US-Präsidenten. Er selber hätte gerne noch einige Tage mit diesem Schritt gewartet, um ihn besser vorzubereiten, doch Ludendorff besteht auf äußerster Eile: 48 Stunden könne die Armee nicht noch warten.

In der Note ersucht der neue Kanzler den amerikanischen Präsidenten, die Herstellung eines Friedens in die Hand zu nehmen und die anderen kriegsführenden Staaten zu Verhandlungen einzuladen. Grundlage soll das in Wilsons Reden vorgestellte Programm sein. Erst dann kommt der Punkt, um den es der OHL im Kern geht. „Um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, ersucht die deutsche Regierung den sofortigen Abschluss eines allgemeinen Waffenstillstandes zu Lande, zu Wasser und in der Luft herbeizuführen.“

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