Montag, der 22. März 1920

Gustav Noske gibt den beharrlichen Forderungen von SPD und Gewerkschaften noch und erklärt seinen Rücktritt als Reichswehrminister.

Doch damit ergibt sich ein neues Problem. Niemand aus der SPD möchte den ungeliebten Posten übernehmen. So wird Wiederaufbauminister Otto Geßler von der DDP neuer Reichswehrminister, ein schwäbischer Jurist, der wegen einer Erkrankung nicht am Ersten Weltkrieg teilgenommen hat. Was aber noch schlimmer ist: Aus Solidarität mit Noske tritt auch Walther Reinhardt zurück, der letzte preußische Kriegsminister und Chef der Heeresleitung, der einzig loyale Spitzenmilitär. Zu seinem Nachfolger wird Hans von Seeckt gemacht, der die Regierung in der Krise im Stich gelassen hat und bereits seit langem im Zwist mit dem ihm übergeordneten Reinhardt gelegen ist. Im Gespräch mit Reichspräsident Ebert erklärt er rotzfrech, er wisse nicht, ob die Reichswehr zuverlässig sei. „Aber mir gehorcht sie.“ Er verachtet auch den „Zivilisten“ Geßler, obgleich der sich um enge Zusammenarbeit mit ihm bemüht, und ist wesentlich dafür verantwortlich, dass das Militär wie in der Kaiserzeit zu einem Staat im Staate wird.

Außer Noske tritt auch der preußische Innenminister Wolfgang Heine zurück. Er übernimmt damit die Verantwortung dafür, dass es in seinem Verantwortungsbereich Sympathien für den Putsch gegeben hat, obwohl er persönlich – wie Theodor Wollff rühmt – „während der Säbelregimentstage mit seinem nie fehlenden persönlichen Mut und mit nie müder Rührigkeit für die Herstellung der Abwehrfront gearbeitet hat.“

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